16. Die Fürstentümer Reuß älterer und jüngerer Linie
bestehen aus zwei, durch weimarisches Gebiet von einander getrennten
Hauptteilen. Der größere südliche Teil ist meist gebirgig und wird
von der Saale und Elster durchflossen. Der kleinere nördliche Teil,
die Herrschaft Gera, dagegen ist ein fruchtbares Ländchen auf beiden
Seiten der Elster. Die Besitzungen des Fürstentums Reuß älterer
Linie liegen im südlichen Hauptteite, find aber wieder in drei getrennte
Stücke geteilt. Die Hauptstadt ist Greiz an der Elster. — Das
Gebiet des Fürstentums Reuß jüngerer Linie besteht aus der Herr-
schaft Schleiz im südlichen Hauptteile, mit der Hauptstadt gleichen
Namens, und aus der nördlich gelegenen Herrschaft Gera mit der
gleichnamigen Hauptstadt au der Elster. Ausfallend ist, daß alle
Fürsten von Reuß denselben Taufnamen, nämlich Heinrich, führen
und sich bloß durch die Nummer unterscheiden.
17. Die Fürstentümer Lippe und Schaumburg-Lippe liegen
auf beiden Seiten der Weser, von den preußischen Provinzen West-
falen und Hannover eingeschlossen. Der auf dem linken User der
Weser gelegene Teil ist das Fürstentum Lippe, mit der Hauptstadt
Detmold, und nach dieser auch näher als Lippe-Detmold be-
zeichnet. Auf dem Teutberge bei Detmold, einem Gipfel des Teuto-
burger Waldes, welcher die herrlichste Aussicht gewährt, ist dem
Cheruskerfürsten Hermann, dem ruhmreichen Verteidiger Deutschlands
gegen die Eroberungsgelüste der Römer, ein gewaltiges, weithin sicht-
bares Denkmal errichtet worden. — Weiter nördlich, auf dem rechten
Weserufer, liegt das Fürstentum Schaumburg^Lippe mit der Residenz-
stadt Bückeburg.
18. Das Fürstentum Waldeck mit der Hauptstadt Arolsen
liegt zwischen den preußischen Provinzen Westfalen und Hessen-Nassau.
Es hat große Waldungen und ist sehr gebirgig. Weiter nördlich,
zwischen der Provinz Hannover und Lippe-Detmold liegt das zu
Waldeck gehörende Bad Pyrmont, welches unter den Bädern in
Norddeutschland wohl die erste Stelle einnimmt.
19. Die drei freien Städte Hamburg, Lübeck und Bremen.
Von den vielen freien Städten des alten deutschen Reiches sind nur
drei übrig geblieben: die großen Handelsstädte Hamburg, Lübeck
und Bremen. Sie liegen in Niederdeutschland, zwar nicht unmittelbar
an dem Meere, aber doch nahe genug, um vermittelst der in ihrer
Nähe mündenden Flüsse Seehandel treiben zu können.
Die unbedeutendste der drei Städte ist jetzt Lübeck an der
Trave. Vor Zeiten dagegen war sie eine der mächtigsten Städte in
ganz Deutschland; sie stand damals an der Spitze der Hansa, eines
großen deutschen Städtebundes. Durch verschiedene Ursachen aber ist
ihr Handel, der sich jetzt nur noch auf die Ostsee beschränkt, nach und
nach in Verfall gekommen, und die Stadt hat jetzt nur noch Spuren
ihrer ehemaligen Größe. Der Hafenort von Lübeck ist Travemünde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Greiz Gera Detmold Deutschlands Westfalen Hessen-Nassau Norddeutschland Bremen Hamburg Bremen Niederdeutschland Deutschland
120
Einwohner, von denen fast 16 Millionen Katholiken, 26 Mil-
lionen Protestanten und '/2 Millionen Juden sind. Die Bewohner
sind zum größten Teil deutscher Abstammung; nur im Osten
wohnen einige Millionen Slawen. Treue, ehrbare Gesinnung,
warmes Gemüt, Fleiß und reger Verstand sind hervorragende
Eigenschaften der Deutschen. — Das deutsche Reich besteht aus
4_ Königreichen: Preußen, 33 eitern, Württemberg und
Sachsen; 6 Großherzogtümern: Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-S trelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar,
Hessen-Darmstadt und Baden; 5 Herzogtümern: Braun-
schweig, Anhalt, Gotha, Meiningen, Altenburg;
7 Fürstentümern: Schwarzburg - Sondershausen und
Rudolsstadt, Reuß älterer und jüngerer Linie, Lippe-
Detmold, Schaumburg-Lippe, Waldeck; 3 freien Städten:
Hamburg, Lübeck, Bremen, und dem Reichslande Elsaß-
Lothringen. An der Spitze dieser 26 Staaten steht der
deutsche Kaiser mit dem Bundesrate, d. h. den Vertretern
der Fürsten, und dem Reichstage, d. h. den gewählten Abge-
ordneten des Volkes. Der Vertreter des Kaisers ist der
Reichskanzler. Die Heeresmacht des deutschen Reiches beträgt
in der Friedensstärke über 400,000 Mann, und auf Kriegsfuß
1,200,000 Mann. Die Reichsfarben sind schwarz-weiß-rot.
207. Deutschlands Bodengestaltung.
Die Bodengestaltung unseres Vaterlandes zeigt die größte
Abwechselung zwischen Berg- und Hügel-, Hoch- und Tiefland.
Von Osten nach Westen geht durch ganz Deutschland ein Ge-
birgszug, der bei der Oderquelle in den Sudeten mit dem
Riesengebirge anfängt, im sächsischen Erzgebirge,
Fichtelgebirge, Franken- und Thüringerwald, der
Rhön, dem Vogels berge, dem Taunus sich fortsetzt und
jenseits des Rheines im Hunsrück endet. Den Mittelpunkt
bildet das Fichte lgebirge, von welchem wie Arme eines liegenden
Kreuzes in südöstlicher Richtung das Erzgebirge, in nordwest-
licher der Thüringerwald, in südöstlicher der Böhmerwald
und in südwestlicher der fränkische Jura ausgehen. Zugleich
ist das Fichtelgebirge die Wasserscheide zwischen Donau, Rhein
und Elbe, indem es nach Norden die Saale, nach Osten die
Eger, nach Süden die Naab, nach Westen den Main ent-
sendet. Der genannte Gebirgszug bildet nach Klima, Wasser-
läufen und Volkscharakter die Hauptscheide zwischen Nord- und
Süd- oder Nieder- und Oberdeutschland. Die nördlich
vorgelagerten Berg- und Hügelländer gehen allmählich in die
norddeutsche Tiefebne über. In Oberdeutschland liegen mehrere
Hochebenen, welche von Gebirgswällen umschlossen sind. Die
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121
schwäbisch- fränkische Hochebene ist vom Schwarz- und
Odenwald, Spessart. Rhön, Thüringer- und
Frankenwald. fränkischen und schwäbischen Jura
umgeben. Zwischen Jura, Böhmer Wald und den Alpen
liegen, durch den Bodensee getrennt, die schwäbisch-
baierische und die schweizerische Hochebene. Die ober-
rheinische Tiefebene ist von Jura. Vogesen, Hunsrück,
Taunus, Oden- und Schwarzwald umkränzt. Ehe der
Rhein bei Bingen zwischen Taunus und Hunsrück den Gebirgs-
damm durchbrach und sich einen Weg durch das rheinische
Schiefergebirge bahnte, war sie wahrscheinlich ein großer See.
Zwischen Weser und Rhein liegen weitausgedehnte, aber nicht hohe
Gebirge, die man unter dem Namen der westfälischen zusammen-
fassen kann und deren nördlichster Ausläufer, der Teutoburger
Wald, eine geschichtliche Bedeutung erlangt hat. Als das nörd-
lichste Gebirge zwischen Weser und Elbe steigt der Harz in
seinem höchsten Punkte, dem Brocken, bis zu 1100 m auf. Nächst
dem Erzgebirge liefert derselbe unter allen deutschen Gebirgen die
meisten Metalle, namentlich viel Silber, und manches Geldstück,
welches durch unsere Hände geht, stammt ursprünglich vom Harze
oder Erzgebirge ab. — Nord- oder Niederdeutschland stellt sich
als eine große Tiefebene dar, die im östlichen Teile breiter ist
als im westlichen, weil hier die Gebirge näher an das Meer
treten, als dort. Die Wasserscheide zwischen der Weser und der
Elbe teilt die ganze Ebene in das westliche und das östliche
Niederdeutschland. — Der westliche Teil enthält den Unterlauf
des Rheines, das Gebiet der Ems und den Unterlauf der Weser.
Das Land erhebt sich im ganzen wenig über den Meeresboden.
Die Küste der Nordsee ist so niedrig, daß nur durch Dämme
oder Deiche dem Eindringen des Meeres Einhalt gethan werden
kann. Das hinter diesen Dämmen liegende Land nennt man
Marschen. Die Marschen sind ein fetter, überaus fruchtbarer
Ackerboden, der die Kornkammer der Bewohner reichlich füllt. —
Das flache Ufer der Ostsee ist nirgends so niedrig, daß es, wie
bei der Nordsee, durch Deiche vor dem Andringen des Meeres
geschützt werden müßte. An seinen niedrigsten Stellen haben
Wind und Wellen Dünen zum Schutz aufgebaut. Meilenlange
Sandbänke haben sich selbst vor die Mündung mehrerer Flüsse
geschoben und dadurch die Haffe gebildet, welche der Ostseeküste
eigen sind. Eine andere Eigentümlichkeit des östlichen Tief-
landes sind zwei breite Landrücken, welche sich von Rußland
her durch dieselbe ziehen. Der nördliche derselben bildet in
Ost- und Westpreußen, Pommern, Brandenburg, Mecklenburg
und Schleswig-Holstein eine Reihe Sand- und Lehmhügel, auf
welchen viele Granitstücke gefunden werden. Zwischen diesen
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132
steten Fürsorge seiner Fürsten für die Schlagfertigkeit eines starken
Heeres, der eifrigen Pflege des Jugendunterrichtes, der Vaterlands-
liebe seiner Bürger und der Thätigkeit und Wohlhabendheit des größten
Teiles seiner Bewohner. Nach Verschiedenen.
813. Die Provinz Ostpreußen.
706 □ 9j£.; 1,859,000 Einw.
Die Provinz Ostpreußen, welche bis zum Jahre 1878 mit
Westpreußen zu einer einzigen Provinz vereinigt war, macht den
östlichen Teil unseres Vaterlandes ans, und nur nach Westen
hin hängt sie mit diesem zusammen, während sie im Osten und
Süden von Rußland und Polen begrenzt ist, und ihre Nord-
grenze von der Ostsee gebildet wird. Nichtsdestoweniger steht
Ostpreußen vor allen andern Landesteilen dem erlauchten Königs-
hause dadurch besonders nahe, daß die Hauptstadt der Provinz,
Königsberg, die Krönungsstadt ist. Hier hat sich Friedrich I.
am 18. Januar 1701 die Königskrone aufgesetzt, und auch König
Wilhelm I. hat dort seine Krönung am 18. Oktober 1861
gefeiert. — Obgleich die Provinz in dem nordöstlichen Flachlande
von Europa liegt, so ist sie doch uicht durchaus eben. Vielmehr
erstreckt sich in der Richtung von Osten nach Westen ein Höhen-
zug durch dieselbe, welcher der preußische Landrücken genannt
wird. Derselbe ist breit und platt, mit einzelnen hervorragenden
Kuppen bedeckt; so steigen der Schloßberg bei Wildenhof
in der Nähe von Pr. Eylau 220 m, die Goldapper Berge
188 m hoch auf. Seine größte Schönheit besteht in einer Menge
von kleineren und größeren Seen, die auf demselben zerstreut
liegen. Der größte dieser Seen ist der Spirding-See; er hat
12 — 14 Meilen im Umfange. Nördlich von ihm liegt der
Mauer-See, welcher nicht viel kleiner ist. Von diesen Seen
gehen, oft in tiefen Schluchten, Abflüsse nach der Meeresküste
oder nach den snmpfigen Niederungen an der polnischen Grenze.
Nach dem Strande der Ostsee zu senkt sich das Land. Als
äußerste Grenze gegen das Meer ziehen sich schmale, sandige
Dünen, Nehrungen genannt, meilenweit hin. Von Danzig
bis Pillau erstreckt sich über 12 Meilen die an Dünen reiche
frische Nehrung; bei letzterer Stadt wird sie vom Meere
durchbrochen; dieser Durchbruch bildet eine Wasserstraße , welche
das frische Haff mit der Ostsee verbindet und das Pillauer
Tief heißt. Von Kranz bis Memel reicht die 15 Meilen
lange kurische Nehrung mit ihren Dünen. Bei Memel öffnet
sich die Einfahrt in das ku rische Haff; sie wird das Meineler
Tief genannt. — Der Teil des Ostseestrandes, welcher zwischen
den beiden Nehrungen liegt, heißt das Samland. Hier erheben
sich anmutige, mit Laubholz bewachsene Höhenzüge und geben
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135
Polen und der Provinz Posen, im Westen von den Provinzen
Brandenburg und Pommern begrenzt. Sie breitet sich auf
beiden Seiten des mächtigen Weichsetstromes aus und umfaßt
zwei Höhenländer, zwischen welchen das Flußthal der unteren
Weichsel liegt. Das östlich der Weichsel gelegene Höhenland
erhebt sich im Norden unmittelbar über das frische Haff in ziem-
lich steilen Anhöhen, den Trunzer Bergen, und zieht sich
in südlicher Richtung, längs der Nogat und Weichsel fortlaufend,
bis zum Drewenzthale hinab. Diese Landschaft besitzt zum
großen Teil fruchtbaren Boden, namentlich ist der südliche Teil,
das sogenannte Kul mer la n d, wegen seines vorzüglichen
Weizenbodens berühmt. — Das westlich der Weichsel belegene
Hügelland führt den Namen Pommerellen. Es erhebt sich
längs des westlichen Saumes der Danzig er Bucht in steilen
Anhöhen und Kuppen über die Ostsee, verflacht sich weiterhin
südlich immer mehr und zieht sich den Weichselstrom entlang bis
unweit der Brahemündung hin, während die Südgrenze in
sanften Abfällen längs des Netzethales bis zum Dragefluß geht.
Der nördliche Teil dieses Höhenlandes besteht aus unregel-
mäßigen, von Seen und Flußthälern vielfach durchfurchten Berg-
kuppen und erreicht seine höchste Erhebung in den Schöne-
berger Höhen mit dem 330 m hohen Turm berge. Es ist
eine an mannigfaltigen Naturschönheiten reiche Gebirgslandschaft,
welche in Westpreußen unter dem Namen kassu bisch e Sch weiz
bekannt ist. Hier im nördlichen Pommerellen lag das ehemalige
Herzogtum Kassuben, welches von einem slawischen Volks-
stamme, den Kassuben, bewohnt wurde. Gegenwärtig leben die
Nachkommen dieses alten Volksstammes noch zwischen der
Radaune, einem westpreußischen Flüßchen, und dem pommer-
schen Küstenflusse Leba. Sie gehören der katholischen Kirche
an; ihre Sprache ist der polnischen so verwandt, daß Kassuben
und Polen sich leicht verständigen können.
Im mittleren Teile des pommerellischen Höhenlandes liegt
die Tucheler Heflde, deren Ausdehnung auf 48 Quadratmeilen
geschätzt wird. Sie besteht zum größten Teile aus sandigem
Boden, der mit Kiefern bewachsen ist. Wo der Boden von Seen
und Flüssen durchschnitten wird, wechseln die Kiefern auch mit
Laubbäumen ab. Das Land ist zum Ackerbau wenig tauglich;
man baut hier nur Buchweizen, Hafer und Kartoffeln an.
Weideland flndet sich nur in unmittelbarer Nähe der Ge-
wässer vor.
Zwischen den Höhenländern auf beiden Seiten der Weichsel
zieht sich in einem tiefen Einschnitte das Flußthal dieses mäch-
tigen Stromes hin. Derselbe kommt von Süden her, von dem
hohen Karpathengebirge, und hat einen Weg von mehr als
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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142
hin bis an die Grenze Polens und Posens und von Galizien
und dem österreichischen Schlesien bis an die Provinz Branden-
burg und zerfällt^in die Regierungsbezirke Breslau, Oppeln
und Liegnitz. Sie bildet eine weite, muldenförmige Ebene,
welche die Oder von Süden nach Norden durchströmt. Das
Thal. des Flusses gehört zu den fruchtbarsten Gegenden des
preußischen Staates. Hier ist der Hauptsitz des Ackerbaues, der
Schafzucht und des Runkelrübenbaues. An den Ufern der Oder lie-
gen auch die größten und reichsten Städte der Provinz: die frühere
Festung Kosel, ferner Oppeln und Brieg, dann die könig-
liche Residenzstadt Breslau mit ihren zahlreichen Türmen und
in Niederschlesien das feste Glogau. — Die schlesische Ebene
ist auf drei Seiten von einem Hügellande umgeben. Während
sie sich im Norden, wohin die Oder ihren Lauf richtet, in das
norddeutsche Tiefland öffnet, wird gegen Westen und Süden das
Hügelland noch von mächtigen Hochgebirgen überragt. Das sind
im Süden Zweige des karpathischen Waldg ebirges und im
Westen der Sudetenzug mit dem Riesen g ebirge, aus dem
die Schneekoppe sich hoch bis in die Wolken emporhebt. Von
den Bergen stürzen sich eine Menge kleiner Flüsse: die Glatzer
Neiße, die Weistritz, die Katzbach mit der wütenden
Neiße, der Bober, in reißender Schnelligkeit in die Ebene,
der Oder zu. Im Frühjahr und Herbst und nach starken Regen-
güssen treten sie häufig über ihre Ufer und richten durch Über-
schwemmung große Verheerungen an. — Aber nicht allein Flüsse,
auch kalte und warme Quellen dringen aus den Felsen hervor.
An den berühmten Schwefelquellen zu Warmbrunn und Lan-
det und dem Gesundheitsbrunnen zu S a lzbrun n sammeln sich
alljährlich Tausende von Menschen, um Genesung zu suchen.
Doch noch größere Schätze hält das Gebirge tief in seinem In-
nern verborgen. Auf dem rechten Oderufer in Oberschlesien liegt
ein Steinkohlengebirge von so ungeheurer Ausdehnung und uner-
reichbarer Tiefe, wie es ganz Deutschland sonst nicht aufzuweisen
hat. Der Mittelpunkt des Bergbaues und Hüttenwesens ist
Beuthen, wo auf engem Raume 80 Hochöfen, über 30 Zink-
hütten, viele Steinkohlengruben, Walzwerke und Eisengießereien
zusammengedrängt sind. Während sonst die ganze Gegend am
rechten Odernfer in Oberschlesien mit Sandflächen, Mooren und
Kieferwaldungen bedeckt ist und nur einen geringen Kornertrag
gewährt, ist dies Gebiet wegen des unerschöpflichen Reichtums
an Mineralien eine Perle des Landes geworden. Auch in Nieder-
schlesien sind die Berge nicht weniger reich an Steinkohlen. Bei
Waldenburg in der Mitte des Berglandes erhebt sich das
Lager zur größten Stärke. Die Stadt ist voller Fabriken, die
ganze Umgebung ist mit Dörfern übersäet, die engen Thäler mit
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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145
Wesergebirge nehmen einen großen Teil des Landes ein, nur
im Westen und Norden breitet sich die norddeutsche Tief-
ebene ans. Die Weser, der Hauptstrom des Landes, erreicht
schon als schiffbarer Strom die westfälische Grenze, fließt durch
schroffe Felsen und bewaldete Bergabhänge 15 Meilen weit da-
hin, bis sie in der Nähe von Minden ein hohes, breites Berg-
thor, die westfälische Pforte genannt, durchbricht und in die
norddeutsche Tiefebene eintritt. Dagegen richtet die Ems vom
Teutoburger Walde her ihren Lauf 24 Meilen weit nur zwischen
flachen Ufern durch das westfälische Tiefland. — Die Fruchtbar-
keit des Bodens ist sehr verschieden. Gar oft gewähren die
Landschaften ^ durch kahle Höhen ^md ausgedehnte Heiden ein
Bild von öde und Armut. Selbst in der Tiefebene von
Münster liegen noch fast 40 Quadratmeilen Landes vollständig
wüste. Daneben aber giebt es auch im Innern des Münster-
landes fette Wiesen, schöne Eichenwaldungen und fruchtbare
Felder. Überall liegen dazwischen die einzelnen Gehöfte der
Bauern zerstreut. In der altpreußischen Grafschaft M a r k
zeichnet sich eine Ebene, die sich am Abhange des Haarstranges
hinzieht, durch reichen Kornertrag aus. Das ist der Hellweg
mit der berühmten Soester Börde. Wie sehr man nun auch
an vielen Orten dem Getreidebau durch Entsumpfung der
Moore und Brüche zuhülfe gekommen ist, so deckt doch der
Ertrag des Bodens in manchen Jahren kaum den Bedarf der
Bevölkerung. Dagegen ist der Flachs- und Hanfbau für einen
großen Teil der Bewohner zu einer Hauptquelle des Wohlstandes
geworden. Dies nahm auch schon der große Kurfürst mit hoher
Freude wahr, als er einst sein geliebtes Linnenland, die Graf-
schaft Ravensberg und Mark, besuchte. In der Nähe von
Gütersloh, wo hauptsächlich Handel mit westfälischem Schinken
und Schwarzbrot, dem Pumpernickel, getrieben wird, versteht
man Garn von so außerordentlicher Feinheit zu spinnen, daß
aus 10 bis 12 Gramm Flachs ein Faden von 1 Kilometer-
Länge gewonnen wird. In Bielefeld, am Teutoburger Walde
werden auf 17 Bleichen Hunderte von Arbeitern beschäftigt und
jährlich 60,000 Stück Leinwand gewebt. Rund um die Stadt
liegt eine unzählbare Menge kleiner Häuser mit roten Ziegel-
dächern, die nur von Spinnern und Webern bewohnt sind. In
Dortmund, der Festung Minden und in Hagen verfertigt
mall außerdem noch viele Baumwollenwaren und Tuche.
Auf andere Weise hat der gütige Schöpfer für die Be-
wohner des südlichen Westfalens gesorgt. Im Sauerlande und
dem Westerwalde, wo der steinige Boden kaum Hafer trägt, hat
er große Reichtümer in den Schoß der Erde gelegt und dem
Fleiß der Menschen überlassen, sie nutzbar zu machen. Da
Lesebuch für katholische Volksschulen. 10
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Hagen
Extrahierte Ortsnamen: Minden Gütersloh Bielefeld Dortmund Minden Hagen Westfalens Sauerlande Westerwalde
174
des Rheins zieht der Schwarzwald, der im Feldberg bis 1495 m sich erhebt.
Seine nördliche Fortsetzung bildet der Odenwald mit dem Katzenbuckel, 629 m
und dem Melibocus, 520 m hoch. Östlich vom Schwarzwald ist 3. der schwäbische
Jura oder die rauhe Alp, eine kahle Hochfläche. Daran schließt sich gegen Nordosten
der fränkische Jura, gegen 600 m hoch. Gegen Osten davon ist 4. der Böhmer-
wald, ein unwegsames Gebirge mit dem 1476 M. hohen Arber.
Nordwestlich vom Böhmerwold ist 5. das Fichtelgebirge, ein Grnppengebirge
mit dem Schneeberg, 1062 m, und dem Ochsen köpf, 1026 m. Hier ist das
Quellgebiet der vier Flüsse Main, Nab, Eger und Saale, die nach den vier verschiedenen
Himmelsgegenden gehen. Zwischen Werra und Saale zieht 6. der Thüringerwald,
„der Park von Deutschland," der durch den Frankenwald mit dem Fichtelgebirge in
Zusammenhang steht. Die höchsten Spitzen auf dem Thüringerwald sind Beerberg
und Schneekopf; die schönste Aussicht bietet der Juselsberg, 916 m hoch. Über
die Henueberger Höhen bei Meiningen gelangt man 7. zu den Rhön, bis 950 m
hoch- Sie ziehen zwischen Fulda und Werra, sind rauh und haben zum höchsten Punkt
den Kreuzberg. 8. Der Vogelsberg mit dem Taufstein zieht durch Oberhcsseu.
9. Der Spessart wird vom Main halbinselartig umflossen und ist als Fortsetzung des
Odenwaldes anzusehen. 10. Die Wesergebirge zu beiden Seiten der Weser ragen am
weitesten in das germanische Tiefland hinein. Die Bergzüge östlich von der Weser sind
der Solling, Deister und Suntel, westlich von der Weser ist der Teutoburger-
wald, 460 m hoch. Der Durchbruch der Weser bildet die westfälische Pforte.
Zwischen Leine und Saale erhebt sich 11. der Harz, durch das Eichsfeld mit dem
Thüringerwald verbunden. Der Harz ist durch seinen Metallrcichtum bekannt. Sein
Hanptgipfel ist der Brocken, 1140 m hoch.
12. Das rheinische Schiefergebirge bildet eine wellenförmige Hochebene mit
Gipfeln von nicht bedeutender Höhe. Auf der Westseite des Rheins ziehen der Huns-
rück zwischen Nahe und Mosel, die Eifel und das„hohe Veen zwischen Mosel und
Maas, die Ardennen auf beiden Seiten der Maas. Östlich vom Rhein ist der Taunus
oder die Höhe zwischen Main und Lahn. Der Taunus ist reich an Mineralquellen.
Der höchste Punkt ist der große Feldberg, 881 m. Der Westerwald zieht zwischen
Lahn und Sieg; sein Nordwestende heißt das Siebengebirge. An den Westerwald
knüpft sich durch den Ederkopf das sauer ländische (d. h. südländische) Gebirge mit
dem Rothaar- oder Rotlager-Gebirge. Zwischen Ruhr und Lippe ist die Haar
oder der Haarstrang.
13. Im Nordosten schließt sich an das Fichtelgebirge bis zum Durchbruch der Elbe
(sächsische Schweiz) das metallrciche Erzgebirge mit dem Keilberg, 1240m. 14. Das
Lausitzer Gebirge geht bis zur Lausitzer Neiße. Daran reiht sich 15. das Jsar-
gebirge mit der Tafelfichte, 1140 m hoch, zwischen Neiße und Queis. 16. Das
Riesengebirge erreicht in der Schnee- oder Riesenkuppe eine Höhe von 1600 m
und geht bis zum Bober. 17. Die Fortsetzung des Riesengebirges bilden die Sudeten
mit dem Glatzer Gebirgskessel, dem Altvatergebirge, 1500 m hoch, und dem
Gesenke.
Flüsse. 1. Der Rhein, 175 Mln. lang, kommt vom Sankt Gotthard, bildet den
Bodensee und geht in mehreren Armen in die Nordsee. Seine Nebenflüsse sind: Aar,
Jll, Nahe, Mosel — Neckar, Main, Lahn, Sieg, Ruhr. Lippe. — 2. Die Weser,
70 Mln. lang, entstanden aus der Vereinigung von Werra und Fulda, nimmt die
Diemel, Hunte und Aller mit Ocker und Leine auf und geht zur Nordsee. — 3. Die
Elbe, 160 Mln. lang, kommt vom Riesengebirge und ergießt sich in die Nordsee. Ihre
Nebenflüsse sind: Moldau, Eger, Mulde, Saale (Ilm, Unstrut, Bode, weiße Elster) —
schwarze Elster, Havel mit Spree. —- 4. In die Östsee fließt die Oder, 120 Mln. lang,
vom mährischen Gesenke. Nebenflüsse: Bober, Neiße — Warthe. Die 3 Odermün-
dungen heißen: Peene, Swine, Dicvenow. — 5. Die Weichsel, 130 Mln. lang, ge-
hört nur in ihrem Unterlaufe zu Deutschland und geht in mehreren Mündungen (Nogat,
Danziger Weichsel, alte Weichsel) in die Ostsee. — 6. Die Donau, 380 Mln. lang,
entspringt auf dem Schwarzwald und ist nur in ihrem Oberlauf ein deutscher Fluß.
Ihre Nebenflüsse sind: Altmühl, Nab, Regen — Iller, Lech, Isar, Inn. — 7. Küsten-
flüsse sind Ems, Eider, Trave. — Seen: Ammersee, Starenberger See, Chiemsee in
den bairischen Alpen und die Steppenseen Norddeutschlands.
Das deutsche Reich zerfällt in 26 Bundesstaaten und zwar 4 Königreiche, 6 Groß-
herzoqtümer, 5 Herzogtümer, 7 Fürstentümer, 3 freie Städte und 1 Reichsland.
1. Königreich Preußen, 6310 Q.-M., M/i Mill. Einw. Es besteht aus folgen-
den Theilen: Provinz Brandenburg mit der Reichshauptstadt Berlin, 1 Mill.
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Bode
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Schwarzwald Feldberg Odenwald Schwarzwald Main Eger Thüringerwald Deutschland Frankenwald Thüringerwald Juselsberg Meiningen Fulda Kreuzberg Main Solling Thüringerwald Rheins Maas Maas Rhein Taunus Main Westerwald Westerwald Ederkopf Keilberg Lausitzer_Neiße Rhein Nordsee Mosel Main Fulda Nordsee Nordsee Eger Deutschland Danziger_Weichsel Ostsee Donau Schwarzwald Starenberger_See Norddeutschlands Reichshauptstadt_Berlin
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standen, ihre Wände mit malerischen Felsen geziert, seine Thäler sind
sastig grün, von hellen Bächen durchtanzt; in der ganzen Erscheinung, wie
in seinen einzelnen Theilen, ist es eines der schönsten Gebirge Deutsch-
lands, ja in gewisser Beziehung das schönste. Gebahnte Wege führen durch
die Thäler aus die Höhen, viele Chausseen steigen über das Joch des Ge-
birges, säst in allen Thälern hat sich die Menschenwelt angesiedelt, in der
südöstlichen Hälfte wohnt sie auch ans den Bergen. Die angedeutete Ge-
stalt des Gebirges gleicht einem großen grünen Blatte; mitten hindurch
bis zum Ende zieht sich der Hanptgebirgsrücken als Hauptrippe, von ihm
ans laufen rechts und links die Nebengebirgsrücken mit ihren Verzwei-
gungen als Nebenrippen, und die grünen, saftigen Thäler sind das grüne,
weiche Fleisch des Blattes. Ja, ein grünes, freundliches Blatt ist dieser
Thüringerwald, entsprossen dem gewaltigen Gebirgsstamme, der seine Aste
und Zweige durch Europa ausbreitet; ein schönes, grünes Blatt ist unser
Thüringerwald, das sich Deutschland zu Schmuck und Zierde an seine
treu schlagende Brust gesteckt hat. Aber es ist auch die Gestalt eines
Herzens, die dieses Gebirge trägt; ein Herz, durchpulst von grünem Wald-
leben, voll stiller Poesie, voll Sehnsucht und Hoffnung, ein deutsches Herz
ist es, das seine Adern, seine frischen, klaren Quellen und Ströme dem
Rheine, der Elbe und Weser zuführt. Sie gehen aus von ihm, gold-
glühend und prächtig, wie die vier Ströme, die von Eden ausgingen. Und
auch ein Garten Eden ist der Thüringerwald, bäum- und wasserreich,
gras- und blumenreich, kühl und anmutig.
Und wie die Wälder und Berge schön und anmutig, so sind die
Menschen dort treu und bieder, und es ist ein wahres Wort, das einst
der große Karl August von Weimar aussprach, als die Rede aus die ver-
schiedenen Nationalitäten des deutschen Vaterlandes kam und jeder die
glänzenden Eigenschaften seiner Landsleute pries. „Möglich," sagte er, „daß
eure Leute nach einzelnen Richtungen hin durch Zufälligkeiten aller Art
weiter vorwärts geschritten; aber einen so kräftigen, schönen Menschenschlag
wie meine Thüringer, so treu und ehrlich und so liederreich und poetisch
— den sollt ihr mir noch suchen im ganzen deutschen Reiche."
In überraschender Weise finden die Reize des Thüringerwaldes von
Jahr zu Jahr immer mehr die verdiente Anerkennung; Hunderte von
Fremden zieht er während der schönen Jahreszeit beinahe allwöchentlich in
unwiderstehlichem Zauber hin nach seinen waldigen Höhen und saftigen,
rauchenden Thälern. Man sucht mit seiner Familie aus längere oder
kürzere Zeit in demselben da und dort ein freundliches Asyl und findet
Ergnicknng für Körper und Geist in den duftigen Wäldern und kehrt daun
neugestärkt für die Anstrengungen des Geschäftslebens in die Heimat zurück.
Es ist nicht möglich, hier alle Schönheiten zu schildern, welche das
prächtige Gebirge in seinen Höhen und Wäldern verbirgt; wer aber nur
einmal ans diesen Waldwegen gewandelt, nur acht Tage lang sich an
diesen idyllischen Thälern und grünen Fernsichten gelabt, der wird sich
stets und immer wieder zurücksehnen nach diesen Bergen, die eine so un-
widerstehliche Macht ans das Gemüt ausüben. Nach L. Storch.
Helmrich, Vaterland. Lesebuch.
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Extrahierte Personennamen: Karl_August_von_Weimar Karl August L._Storch
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Rheine Eden Thüringerwald
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südöstliche Grenze geht bis Sangerhausen und Mansfeld, seine nordwestliche
bis Goslar und Osterode. Die Wasserscheide zwischen Weser- und Elbge-
biet theilt das Gebirge in zwei ungleiche Hälften. Die nordwestliche,
kleinere, ist der Oberharz, worin Clausthal und Zellerfeld, die nur durch
einen Bach geschieden werden, die Hauptstädte sind; erbesteht aus mehreren
kleineren Hochebenen von 400 bis 600 Meter Höhe und ist mit Nadel-
holz bewachsen. Hier ist der Ouellbezirk der Bode, in dem sich mehrere
zugerundete Gipfel erheben, von denen der Brocken oder Blocksberg
über 1 Kilometer der höchste ist. Der Unterharz, worin Stolberg liegt,
bildet eine große Hochebene von 300 bis 400 Meter Höhe, trügt einige
sanft gerundete Gipfel von 500 Meter Höhe und ist mit Laub holz
bewachsen.
Dem Oberharz ist eine gewisse Starrheit und Wildheit eigentümlich.
Hier konnte sich daher auch die Volkssage von der Walpurgisnacht und dem
Hcpentanz entwickeln. Da haben die Berggeister ihre Teufelskanzeln und
Hepenaltäre aufgethürmt; da rauscht die Bode durchs schauerlich enge,
tannendüstre Thal. Da liegt auch das prächtige Thal dar Emme, nach
Wernigerode zu in die Ebene sich erstreckend. Zwar wild und schwer zu-
gänglich, ist es doch eins der schönsten und nächst der Roßtrappe das Groß-
artigste, was der Harz aufzuweisen hat. — Das Bodethal ist vorzugs-
weise mit Naturschönheiten gesegnet. Da liegen die Banmanns- und die
Bielshöhle mit ihren wunderlichen Tropfsteinbildungen. Am schönsten
aber wird das Thal da, wo die Bode in die Ebene tritt. Der Fluß tobt
schäumend zwischen Felsstücken hin und wird immer enger eingeschlossen
von hohen Felswänden, deren eine fast senkrecht aufsteigt zu einer Höhe
von 200 Meter. Oben zeigt man einen rießig großen Roßhuf, der vor
Alters in den Felsgipfel gehauen ist und wahrscheinlich den heidnischen
Priestern dazu gedient hat, sich hinzustellen und zu weissagen. Das ist die
Roßtrappe. Der Sage nach ist die Roßtrappc also entstanden: Der im
Böhmer Walde hausende Riese Bohdo verlangte die Königstochter vom
Riesengebirge, Emma, zur Gemahlin. Emma entfloh von der Schneckoppe
und kam an die Grenze des Harzes; Bohdo jagte auf seinem Zelter, der
mcilenlange Fluren in Minuten übersprang, hinterdrein. Emma kam an
jenen Felsen, unter dem an 1000 Fuß tief der Abgrund liegt; der gegen-
überstehende Fels war weit und steil; als sie aber Bohdo herannahen hörte,
setzte sie über den Abgrund glücklich hinweg, wobei das Roß seinen Huf vier
Fuß tief in das harte Gestein schlug. Bohdo, der nur auf Emma blickte,
sah den Abgrund nicht, stürzte hinein und gab so dem Flusse den Namen
(Bode).
Die Bewässerung des Harzes ist im ganzen ziemlich reichlich: überall
sprudeln Quellen hervor, die sich zu kleinen Bergbächen und Flüssen ver-
einigen, daher auch üppiger Wiesen- und Baumwuchs, auf der Hochfläche
des Unterharzes sogar vortrefflicher Getreidebau. Von Bergsecn aber ist
nicht die Rede. Aus dem Brocken liegt der Schnee bis in den Mai und
Juni hinein. Der ganze Oberharz hat wenig Frühling, viel Nebel und
Regen, etwa 6 Wochen Sommer, ganz dem Klima von Norwegen und
Schweden entsprechend.
^ Die Harzflüsse sind rein, doch reich an Krebsen und Fischen, besonders
Forellen. Wo die Thäler weit werden, treibt man Leinwandbleichcrei; der
Flachsbau jedoch ist dem Harze fremd. Die Kartoffel ist die einzige Frucht,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Blocksberg Emma Emma Emma Bohdo Emma Bode